Dienstag

Adieu München!

Jetzt ist es bald soweit - morgen Abend geht der Flieger nach Delhi. Hier in München hat es heute geschneit. Ein guter Zeitpunkt, um die Stadt zu verlassen, und dem grauen November in Deutschland den Rücken zu kehren. Noch vor wenigen Tagen schien die Sonne morgens durchs Fenster. Ich bin gespannt, wie mein Zimmer in den kommenden 6 Wochen, in den Bergen, auf über 3000 m Höhe aussehen wird!
Also, auf gehts, ganz im Sinne von Artur!







Samstag

Indira Gandhi Airport Delhi


Nach 7 Stunden Flug bin ich in Delhi gelandet. Dort empfängt mich im Transitbereich eine junge Inderin, die höchst umständlich, handschriftlich auf einem Formular einträgt, wo ich herkomme, und wo ich hin möchte. Sie erklärt mir, dass sie sich um das Umchecken meines Gepäcks kümmern wird, was ich ja aufgrund eines fehlenden Indien Visums nicht selber tun kann.
Dann heißt es also ersteinmal warten. Schlafen, Lesen, aus dem Fenster schauen und gemeinsam mit mehreren Tauben im Food Court essen. Diese fliegen in kleinen Schwärmen kreuz und quer durch das gesamte Terminal. Rätselhaft, wie sie in das geschlossene Gebäude gelangen.


Auf den Toiletten wird man auf Schritt und Tritt von einer Frau des Household Teams mit einem riesigen Wischmob verfolgt. Eine alte Inderin reinigt am Waschbecken neben mir hingebungsvoll ihr Gebiss. Immerhin funktionieren 2 von 4 Wasserhähnen.


Der Abflugbereich ist mit einem Teppichboden versehen, der seine besten Tage schon hinter sich hat. Es riecht leicht modrig.


Nachdem ich die 8 Stunden herumgebracht habe, erhalte ich tatsächlich meinen neuen Gepäckaufkleber und kann erleichtert in den Anschlussflug nach Nepal steigen.



Freitag


Ankunft in Kathmandu

So sieht man also nach 24-stündiger Reise aus, wenn man in einem Hinterzimmer, das ausschließlich mit Neonröhren beleuchtet ist fotografiert wird. Da ich vergessen hatte Passbilder für das Visum mitzunehmen, führte kein Weg daran vorbei. Der Kommentar des Fotografen auf meine Anmerkung hin, dass ich aussehe, als hätte ich mehrere Tage nicht geschlafen und wäre sehr krank: 'I think it looks really nice!'


Nachdem hier die letzten 2 Wochen ununterbrochen die Sonne geschienen hat werde ich begrüsst von: Regen, Regen und nochmals Regen... Zum Glück ist es aber nicht kalt.
Das Hostel, das für mich reserviert war konnte die Reservierung nicht finden. Ich wurde dann direkt in ein anderes Hostel verfrachtet und bin am nächsten Morgen umgezogen.
Um 18 Uhr ist es bereits stockdunkel. Jetzt wohne ich in dieser gemütlichen Zelle (das untere Bild zeigt den Blick aus meinem Fenster).


Scheinbar ist hier nebenan eine Karaoke Bar, oder ein mäßig begabter Sänger gibt Konzerte, jedenfalls habe ich immer einen schönen Elektrogitarren Soundtrack, der ins Fenster tönt. Von Fool's Gardens 'Lemon Tree' bishin zu Bob Marleys 'Buffalo Soldier', und allem was die Charts in den letzten 50 Jahren sonst noch zu bieten hatten.

 Das typische neaplesische Essen besteht aus Dhal (einer Art Linseneintopf, unten links), Bhaat (Reis) und einem Curry. Hier gab es noch Rohkost, Gewürzkartoffeln und Joghurt dazu, und als Getränk einen leckeren Masala Chai (Gewürztee mit Milch). Ich liebe das Essen, und auch wenn ich weiß, dass es in den nächsten Wochen nichts anderes geben wird, muss ich es auch schon hier ständig bestellen. Ebenso wie den guten Zitronen Tee mit frischem Ingwer und Honig.


Momentan steht das ganze Land- bis auf einige Straßen hier im touristischen Thamel- still. Es findet nämlich zur Zeit das größte, einwöchige Hindufest namens Dasain statt, zu dem man heimfährt und die Familie besucht. Es feiert den Sieg der Göttin Durga (Kali) über das Böse. Alle staatlichen Einrichtungen, Banken, und fast alle Geschäft haben geschlossen, und im ganzen Land werden über 100.000 Tiere geopfert.  Im Hostel bekomme ich gleich morgens ein Tilaka auf die Stirn gemalt und eine halbe Banane und ein Stück Kokosnuss geschenkt. Dieses Segenszeichen soll das 'dritte Auge' und Energiezentrum auf der Stirn markieren und Kraft schenken.


Kali ist im Hinduismus die Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung.


Die Straßen sind deshalb wie leergefegt- zum Ankommen ganz angenehm, dass es nicht so voll ist. Vieles erinnert mich an Indien, die Leute sind jedoch ruhiger und weniger aufdringlich. Natürlich möchten sie einem alle etwas verkaufen, und oft fühle ich mich schlecht, weil mir die materielle Ungerechtigkeit hier immer wieder deutlich vor Augen geführt wird.


























Dass das Stromnetz nicht immer stabil ist, lässt sich anhand solcher Konstruktionen erklären.





Man bekommt auch exzellent gefälschte Outdoorkleidung.Ob Northface diesen Reklamationsschein wohl anerkennen wird, falls meine 7 Euro Wanderhose mal kaputt gehen sollte?

Adieu, bunte Stadt!

Nach einer Tour quer durch die Altstadt mit einem spontan gefundenen Gefährten, teilweise auf einer bedenklich schwankenden Fahrradrikscha, die nur so durch die Schlaglöcher poltert, bin ich voll mit Eindrücken. Besonders befremdlich darunter erscheint mir die 'Living Godess Kumari', die am Durbar Square in einem Palast lebt, mit 3 Jahren gekürt und als lebende Göttin angebetet wird, bis sie mit Einsatz der Pubertät von der nächsten ersetzt wird.
Am meisten gefreut habe ich mich über das Tribuvhan Museum, dass, gefühlt, alle Gegenstände ausstellt, mit denen König Tribhuvan Bir Bikram Shah of Nepal im Laufe seines Lebens jemals in Berührung gekommen ist. Insbesondere die Art wie sie ausgestellt werden: seine Violine hängt mit einer verbliebenen Saite und sich ablösendem Holz etwas traurig an der Wand, der Bogen daneben ist liebevoll mit transparentem Paketband quer hinüber festgeklebt.
Ein paar Eindrücke von der bunten Stadt, die ich morgen, nun wegen der Wetterverhältnisse doch mit dem Hubschrauber, Richtung Mount Everest Region verlasse:
















Weiterreise nach Phugmoche


Die Leiterin des Schulprojekts hat mich vom Flughafen abgeholt, und gestern waren wir gemeinsam Abendessen. Eigentlich war folgendes geplant: Ich fahre mit ihr, dem Schulleiter und den zwei Sherpa Jungen die zum Praktikum in Südtirol waren nach Phugmoche. Übermorgen sollte es um 4 Uhr morgens mit dem Jeep los gehen. So wie es aussieht, wird es jedoch bis dahin nicht aufhören zu regnen, und  man kann nur hoffen, dass die Pisten nicht komplett unbefahrbar sind. Eventuell müssen wir nun doch auf den Helikopter ausweichen. Google Maps sagt dazu:
Wir konnten keine Route zwischen Kathmandu, Nepal und Junbesi 56000, Nepal berechnen.


Ankunft in Phugmoche

Los ging es als Co- Pilot, über beeindruckende Reistrassen und Gebirgslandschaften:






Hier sieht man eine der zwei Pisten, auf denen wir zwischenlandeten. Laut Pilot sei unser Flugplatz in Paphlu wegen dichten Wolken geschlossen. Nach der zweiten Zwischenlandung konnten wir ihn dann plötzlich doch ansteuern. Das lag jedoch weniger an geänderten Wetterverhältnissen, als daran, dass spontan eine Funkanfrage von der Zentrale kam, laut der verletzte Trekker aus Lukla geholt werden mussten. So lag der Flughafen dann doch auf dem Weg. Von geschlossen konnte keine Rede sein, wir landeten bei strahlendem Sonnenschein. Gut für uns, da wir sonst mehrere Tage mit Gepäck bis ans Ziel hätten laufen müssen.

Zwei Frauen aus Paphlu begleiteten uns auf der etwa 5 stündigen Wanderung nach Junbesi. In großen Körben, die um die Stirn gehangen werden, trugen die beiden jeweils mehr als 20 Kilo. In Gummi Flipflops gingen sie sicheren Schrittes voran, meist schneller als wir, ohne Gepäck und mit Wanderschuhen.  

Chhogel Sherpa, der früher in Phugmoche zur Schule ging, ist gerade gemeinsam mit Chapten Sherpa von einem 10 monatigen Landwirtschaftspraktikum in Südtirol zurückgekommen. Sie haben dort gut Deutsch gelernt. Die beiden sind gemeinsam mit uns und dem Schulleiter Gobinda nach Paphlu geflogen und kommen mit nach Phugmoche.

Immer wieder kommt man an aufgeschichteten Steinen mit Mantren, den sogenannten Mani Steinen und buddhistisch- tibetischen Chortens (Monumenten) vorbei. Wichtig ist, dass man immer im Uhrzeigersinn um sie herum, bzw. links an ihnen vorbeigeht.



Nach einer Nacht in einr Lodge in Junbesi, kann ich auf dem weiteren Weg einen ersten Blick auf Phugmoche erhaschen (gaaanz klein, in der Mitte):


Wir werden mit süßem Tee und Dhal Bhaat empfangen, und ich ziehe in mein neues Zimmer im Teachers Quarter, einem Gebäude etwas unterhalb der Schule ein.

 Und so sieht er aus- der Blick aus meinem Fenster!